Wir nennen es ÖSM

Der Wald, die Schneise und das Biotop

Dichte Fichtenwälder, mit Schiefer verkleidete, an Hänge geschmiegte Häuser, Straßen-Serpentinen, die sich an Bergen und Tälern entlang schlängeln: das ist der Thüringer Wald.

Im Sommer eins der bekanntesten Wandergebiete Deutschlands. Im Winter ein schneereiches Skivergnügen. Hier steht auch eine der wichtigsten Etappen für die Stromversorgung der Bundesrepublik und Europas. 445 mächtige Masten der Südwest-Kuppelleitung leiten den Strom, der im Nordosten in Windkraftanlagen produziert wird, in den Süden. Rund 90 davon stehen im Thüringer Wald. Die 161 Kilometer lange, auch Thüringer Strombrücke genannte Leitung, ist ein unverzichtbares Puzzlestück der Energiewende.

Netzkarte 50Hertz

Die Energie­wende braucht
ein neues Netz

Mit dem ersten Atomausstieg im Jahr 2000 hat sich die Dynamik für die Ablösung fossiler Energieträger für die Stromerzeugung deutlich erhöht. Die „Stromlücke“, die sich damit perspektivisch für die südlichen Bundesländer auftat, verband die Frage nach guten Standorten für die Erzeugung erneuerbarer Energien mit der Notwendigkeit, Ballungszentren weiter gut versorgen zu können. Aus dieser Aufgabenstellung heraus entstanden 2005 und 2010 die beiden Netzstudien der Deutschen Energieagentur. Sie ermittelten den notwendigen Netzausbau für die Integration des auf See und an Land erzeugten Windstroms bis zum Jahr 2020. Seit 2012 wird der „Bundesbedarfsplan Strom“ durch Netzentwicklungspläne und das Bundesbedarfsplangesetz überprüft und fortgeschrieben. Beim Stromnetzausbau gilt grundsätzlich das NOVA-Prinzip: Vorrang hat die Optimierung bestehender Leitungen, vor der Verstärkung, vor dem Ausbau des Netzes mit neuen Leitungen. Die Südwest-Kuppelleitung gehörte zu den seit 2005 ermittelten Ausbauvorhaben.

Notwendige Stahlriesen mit lebendiger Nachbarschaft

Natürlich haben die etwa 70 Meter hohen Masten etwas von Ungetümen mit ihren auskragenden Armen, an denen die Seile für zwei 380.000-Volt-Leitungen hängen. Mit rund 30 Tonnen und mehr lastet so ein Stahlkoloss auf seinen vier Betonfüßen. Um ihn herum und zwischen den Masten prägt eine Hochspannungs-Freileitung unweigerlich die Landschaft, den Thüringer Wald. Denn die Stromleitungen müssen einen sicheren Abstand zum Boden und zu den Bäumen haben, deshalb wird gekappt, was zu hoch und zu nah heran wächst. „So ein Eingriff ist erheblich“, sagt Mark Schwimmer, Revierförster und Stadtrat in Schalkau, „da gibt es nichts zu beschönigen.“

„So ein Eingriff ist erheblich, da gibt es nichts zu beschönigen.“

Aber es gibt den Versuch, die Folgen des Eingriffs in die Natur zu mildern. Auf dem zweiten und dritten Abschnitt der Südwest-Kuppelleitung zwischen Ilmenau und Schalkau und auch an anderen Trassen betreibt 50Hertz ein Ökologisches Schneisenmanagement (ÖSM). Dies kombiniert den sicheren Betrieb einer Freileitung mit einem neuen, sich entwickelnden, natürlichen Lebensraum.

Strommast
  • 70 Meter

    durchschnittliche Masthöhe

  • 3.600 Ampere

    Stromtragfähigkeit pro Stromkreis (Südwest-Kuppelleitung)

  • 30 Tonnen

    Gewicht des verbauten Stahls eines Mastes

Die Südwest-Kuppelleitung

Die Südwest-Kuppelleitung bringt Strom aus dem Norden nach Bayern. Ihr Anfangspunkt liegt bei Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt, ihr Endpunkt bei Redwitz in Bayern. Dafür wurden auf einer Gesamtlänge von 161 Kilometern 445 Masten errichtet.

Mark Schwimmer.

Mark Schwimmer
ist Revierförster und Stadtrat
in Schalkau

Mark Schwimmer
Schalkau

Mark Schwimmer engagiert sich: für seine Familie, für seinen Beruf und in seinem Ehrenamt. Drei Kinder bringen seine Frau und er gemeinsam auf den Weg. Als Staatlicher Thüringer Revierförster wacht er über 1.800-Hektar vorwiegend Nadelwald unmittelbar an der Grenze zu Bayern. Und mit Mandat der CDU bringt sich Mark Schwimmer im Rat der Thüringer 3.000-Seelen-Stadt Schalkau mit ein und macht sich für das Allgemeinwohl stark. Seit elf Jahren lebt und arbeitet der 41-Jährige in seiner kleinen und sympathisch beschaulichen Stadt am Südhang des Thüringer Schiefergebirges.

Wie alle Schalkauer bewegt Schwimmer der Bau der ICE-Strecke nach München unmittelbar an seiner Stadt vorbei. Ebenso wie ihn der Bau der Südwest-Kuppelleitung seit Jahren begleitet. Nein, schön seien sowohl die Bahn als auch die Leitung am Ende nicht. Der Eingriff in das Landschaftsbild ist für ihn erheblich. Da gebe es nichts zu beschönigen. Schwimmer hofft natürlich, dass er sich mehr und mehr an den Anblick der Südwest-Kuppelleitung gewöhnen wird. Denn die Notwendigkeit der Leitung begreife er sehr wohl und vor allem, dass für die Energiewende offensichtlich kein Weg am Netzausbau vorbei führt. „Ich hoffe nur, dass in ein paar Jahren nicht noch eine Leitung gebaut werden soll“, sagt der Forstingenieur.

30 Hektar des Waldes in seinem Revier stehen durch die Südwest-Kuppelleitung nicht mehr für die bisherige forstwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung. „Daran ändert auch das Ökologische Schneisenmanagement nichts. Die forstwirtschaftliche Hauptaufgabe des Waldes besteht nämlich in der Holzproduktion. Und die ist auf diesen 30 Hektar nur noch eingeschränkt möglich“, so Schwimmer.

Wenn aber schon eine Schneise durch sein Revier sein müsse, dann sei ihm die ökologisch gemanagte Schneise natürlich am liebsten. Die Artenvielfalt auf der Trasse gewinne am Ende ganz sicher, sagt Mark Schwimmer.

Die Landschaft wird aus naturschutzfachlicher Sicht absolut aufgewertet. Das ist auch der Standpunkt, den Schwimmer im Schalkauer Stadtrat vertritt. Denn natürlich ist in seiner mit acht Sitzen stärksten Fraktion seine Expertise gefragt.

Schwimmer ist sehr gespannt, wie die Schneise in fünf, sechs Jahren aussieht. Wie die Natur sich den Raum zurückholt und wie ökologisch das Managen der Schneise unter der Leitung „im Betrieb“ dann tatsächlich gelingt. Ganz sicher werde die Schneise „grüner sein“ und sich besser als jetzt unmittelbar nach dem Anlegen in das Landschaftsbild einpassen. Der Anfang sei jedenfalls gemacht. Während der Planungs- und Bauphase habe die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten jedenfalls ganz gut geklappt. Und aus seiner Sicht wurden die Festlegungen aus dem Planfeststellungsbeschluss zum ökologischen Gestalten der Leitungstrasse in dem von ihm betreuten Bereich eingehalten. Das sei absolut wichtig.

Daten und Fakten
zur Südwest-Kuppelleitung

  • Strommast mit Autos

    30 Tonnen

    Ein Mast ist so schwer wie 21 VW Golf

  • 3 Bundesländer

    Die Südwest-Kuppelleitung verläuft durch Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern

  • 445 Maste

    auf einer Länge von 161 Kilometern

  • 100 Karat Diamant

    so viel, wie er kosten würde, rund 20 Millionen Euro, wurden ungefähr für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen an der Südwest-Kuppelleitung ausgegeben.

  • 22.000 Tonnen Stahl

    sind für die Gesamtleitung eingesetzt.

  • 129 Gramm

    Eine Schraubverbindung (Schraube, Mutter, Unterlegscheibe) M20/28Millimeter, die an einem Tragmast verarbeitet wird, wiegt 129, ein durchschnittlicher Thüringer Kloß 130 Gramm.

  • BerlinLas Palmas(Gran Canaria)3.610 km

    3.902 km Leiterseil

    wurden gehängt. Zum Vergleich: Die Luftlinie zwischen Berlin und Las Palmas, Gran Canaria, entspricht 3.610 Kilometern.

  • 618 Nisthilfen für Fledermäuse

    wurden als Ausweichquartiere im Thüringer Wald gehängt

  • Die Hufeisennase, eine Fledermausart.

    4 - 7 Gramm

    wiegt die kleine Hufeisennase. Sie ist Europas kleinste Fledermaus und Fledermaus des Jahres 2018 (Quelle und Foto: Stiftung Fledermaus)

  • 40,5 Kilometer

    Baustraßen werden im Thüringer Wald zurück gebaut

  • 118,5 Kilometer

    Baustraßen wurden im Thüringer Wald gebaut

  • AbschnittTragmasteWinkel­abspann­maste
    Lauchstädt-Vieselbach15839
    Vieselbach-Altenfeld10267
    Altenfeld-Landesgrenze Bayern2950

    289 Tragmasten und 156 Winkel­abspann­masten

    sind im Einsatz. Aufgeschlüsselt in Bauabschnitte wird deutlich, dass mit bewegter Topografie der Anteil an Winkelabspannern deutlich zunimmt

  • 1 Luftnummer

    bezeichnet das System und dient bei Kontrollbefliegungen zur besseren Orientierung

  • 807 Meter

    misst das größte Weitspannfeld – ein durchschnittliches Spannfeld zwischen zwei Masten misst 400 Meter

Mit 90 Masten über
den Thüringer Wald

Bei der Planung lieferten bestehende Leitungen, aber auch Bahntrassen oder Autobahnen Anhaltspunkte für die Trassenführung. 90 Masten davon dienen auf rund 40 Kilometern der Überquerung des Thüringer Waldes. Dafür wurden über 22.000 Tonnen Stahl verbaut. Gesamtkosten: 320 Mio. Euro.
Die Realisierung der Südwest-Kuppelleitung erfolgte in drei Bauabschnitten zwischen 2006 und 2017. 2006 wurde sie als Element der transeuropäischen Netze Teil der EU-Entscheidung 1364/2006, 2009 von der Bundesregierung als nationales Projekt in das Energieleitungsausbaugesetz aufgenommen und 2011 Europäisches Vorrangprojekt im Rahmen der EU Initiative „North-South-Energy Interconnections“. Sie ist eine wichtige (fünfte) Verbindungsleitung zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen Nordost- und Süddeutschland sowie zwischen Nord- und Südosteuropa.

Was ist ökologisches
Schneisen­management?

Mast Nummer 25 in den Bergen nahe des Örtchens Goldisthal: Auf der Strecke zum nächsten Mast sind viele kleine Bäume stehengeblieben, mit abgeholzten Stämmen und Ästen haben Arbeiter kleine Haufen errichtet und liegengelassen, aus dem Boden sprießen zwischen Baumstümpfen Brombeerbüsche, Heidelbeeren, kleine Buchen. Sie dürfen hier stehen, weil sie so klein sind, dass sie die Leitungen nicht oder erst nach Jahren erreichen werden – anders als die schneller wachsenden Fichten.

Was bleibt und was weichen muss, legt ein sogenannter Wald- und Hagplan für den Gehölzeinschlag fest. In ihm wurden die Standorte der Masten und ihre Umgebung schon lange vor dem Bau genau untersucht. An manchen Stellen muss zur Sicherheit der Leitung flächig abgeholzt werden, an anderen Stellen nehmen die Arbeiter nur gezielt einzelne Bäume aus dem Bestand.

Auch auf anderen bestehenden Trassen will 50Hertz in Zukunft das Ökologische Schneisenmanagement in Absprache mit den Waldeigentümern umsetzen. Über die Strecke von 300 Kilometern Leitung knatterten bereits Hubschrauber, um mit Spezialkameras und Lasern die möglichen Orte zu untersuchen. „Mit diesen Informationen können ohne intensive Trassenbegehungen zu geringe Abstände zwischen Bäumen und Leiterseil sowie Biotopstrukturen für viele Trassenkilometer erkannt und dargestellt werden“, sagt Landschaftsplanerin Nadja Kucher, die das ÖSM für bestehende Trassen betreut.

Wald- und Hagplan für das
ökologische Schneisenmanagement

Wald- und Hagplan.
  • Tragmast: egal ob Trag- oder Winkelmast, muss der Bauplatz für die Errichtung des Mastes beräumt werden. Die Baufläche ist an der rechteckigen Form gut erkennbar.
  • Rote Schraffur bedeutet, hier müssen Bäume entnommen werden, um die Versorgungssicherheit der Leitung nicht zu gefährden. Je näher ein Baum am Mast steht, desto höher darf er auch im Vergleich zu den Masten unter der Leitung sein.
  • Blaue Schraffur bedeutet, dass Gehölze zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich wenn sie zu hoch werden, entnommen werden müssen. Die Entnahme steht in Abhängigkeit zur Topografie, Höhe und Nähe zum Leiterseil. Je weiter die Masten auseinander stehen, desto weiter schwingt das Leiterseil – je weiter das Seil schwingen kann, desto breiter die Schneise.
  • Diese Fläche wurde für die Bautätigkeiten gebraucht und daher beräumt. Sie kann nach Bauende wieder bewachsen.
  • Winkelmast – egal ob Trag- oder Winkelmast, muss der Bauplatz für die Errichtung des Mastes beräumt werden. Die Baufläche ist an der rechteckigen Form gut erkennbar.
  • Grüne Schraffur heißt: alles bleibt wie gehabt. Wer sich den Schneisenrand genau ansieht, stellt fest, dass die Schneise nicht gerade verläuft. Auch hier gilt, dass Bäume in Mastnähe besser stehen bleiben können, da die Leiterseile am Mast nicht so weit ausschwingen können, wie in der Mitte zwischen zwei Masten. Die sogenannte Endwuchshöhe lässt Berechnungen zu, Bäume langfristig stehen lassen zu können.
Legend Wald- und Hagplan.
Foto des Wald- und Hagplans, in der Hand gehalten.
Was sehen wir auf dem Wald- und Hagplan?
Eine Schneise im Wald und ein Strommast.

Perlenkette im Grünen

Ziel der ökologischen Bewirtschaftung der Trassen ist am Ende eine biologisch und auch optisch vielfältige Schneise. Dafür sorgen die Holzhaufen, die beispielsweise Zauneidechsen und kleineren Säugetieren als Wohnung nutzen. In den Gebüschen fühlt sich der Neuntöter wohl, ein Vogel, der seine Nester bevorzugt in Dornensträuchern baut. Die teilweise bewachsene Schneise ist auch keine Barriere für Waldbewohner mehr, die über die Trasse auf die andere Seite wechseln wollen. So werden keine Reviere zerschnitten.

Mit Erfolg: Manch Hase und Reh hinterlässt im Winter sichtbar viele Spuren im Schnee. Die gezielt stehengelassenen Bäume verschiedener Arten lockern die von Fichtenforsten geprägten Waldgebiete auf. Am Waldrand entsteht durch die Abfolge der Sträucher, der kleinen und größeren Bäume über die Jahre ein stufiger Saum – und keine monotone Ansammlung von schnell wachsenden Birken oder Weihnachtsbäumen. Der ansteigende Waldrand kann bei Stürmen zusätzlich die Kraft des Windes abbremsen, der so nicht mehr mit voller Wucht auf eine einheitliche vertikale Baumfläche trifft.

In der Nähe der Masten lassen die Arbeiter beim Ökologischen Schneisenmanagement auch mehr und höhere Bäume stehen, weil die Leiterseile dort nicht zur Seite schwingen können und kein elektrischer Überschlag zu befürchten ist. Hier ist die Schneise also schmaler als auf der Fläche dazwischen. Es ergibt sich keine wie mit dem Lineal gezogene Linie, sondern aus der Luft eher die Form einer gerade liegenden Perlenkette. Dieses Bild unterscheidet sich deutlich von früher: Vor dem Beginn des Ökologischen Schneisenmanagements wurden alle Bäume auf voller Trassenbreite gefällt bzw. gemulcht. Die Mulchschicht auf dem Boden und die wiederkehrende vollständige Beseitigung des aufkommenden Bewuchses ließen die Leitungsschneisen häufig als monotone, leblose Streifen erscheinen.

Baumfallkurve

Es ergibt sich keine wie mit dem Lineal gezogene Linie, sondern aus der Luft eher die Form einer gerade liegenden Perlenkette.

Mastnähe

Nahe am Mast ist der Durchhang des Leiterseils am geringsten, und es kann nicht so viel ausschwingen. Daher ist es möglich, hier die Bäume höher wachsen und näher an der Leitung stehen zu lassen.

Eine Waldtrasse
  • Mastnähe

    Nahe am Mast ist der Durchhang des Leiterseils am geringsten, und es kann nicht so viel ausschwingen. Daher ist es möglich, hier die Bäume höher wachsen und näher an der Leitung stehen zu lassen.

  • Durchhang Leiterseil

    Mittig zwischen zwei Masten ist der Durchhang der Leiterseile am tiefsten, wenn zwei Maste auf einer Ebene stehen. Das ist der Punkt, an dem das Leiterseil am weitesten ausschwingen kann. Daher müssen hier die Bäume niedriger und weiter entfernt sein, um das Risiko einer Berührung von Seil und Baum auszuschließen.

  • Masthöhe

    Die Stellen, an denen die Bäume in Bezug auf die Versorgungssicherheit entnommen werden mussten, können von Spontanvegetation besiedelt werden. Das heißt, dass nicht planbar ist, wie die Schneise an welcher Stelle aussehen wird. Der Raum wird der Natur überlassen und nur kontrolliert. Es wird erst eingegriffen, wenn der Bewuchs zu nah an die Leitung heranreicht.

Modell einer Trasse mit Strommasten.
Umrisse des Trassenmodells.

Fallkurve eines Randbaumes bei erreichter Endwuchshöhe

Begrenzung der Endwuchshöhe durch För­der­ung von Waldrandstrukturen

Modell einer Trasse mit Strommasten.

Grundsätzlich bestimmt das Leiterseil zwischen zwei Masten die zulässige Aufwuchshöhe der Gehölze. In der Spannfeldmitte ist die Schneise wegen dem weitesten Seilausschwung am breitesten.

Ein 50Hertz-Mitarbeiter.
Was ist das für ein schicker, grüner Teppich?

Schritt in Richtung Walderhaltung

„Der Unterschied ist eindeutig: Wanderer, Wild und Forstleute laufen unter den Leitungen jetzt eindeutig weiter im Wald und nicht auf einer kahlen Schneise“, erklärt Stefan Peschel den Effekt der ökologischen Trassen. Im Landesbetrieb ThüringenForst leitet Peschel den Maschinenstützpunkt Gehren, der auf die Holzernte spezialisiert ist und für den Wegebau zuständig ist. Jeden Tag fährt er mit seinem geländegängigen Dienstwagen durch „seinen“ Wald, ständig sind seine 56 Mitarbeiter dort mit Harvestern und Forwardern unterwegs, mächtigen Maschinen, mit denen Bäume gefällt und aus dem Forst geschafft werden.

„Überall werden in Deutschland Flächen versiegelt. Da ist es wichtig, das Möglichste zu tun, um viel Wald zu erhalten. Wald zu bewahren ist aus ökologischer Sicht per se gut.“

Peschel hat mit seinen Leuten das Ökologische Schneisenmanagement auf den meisten Forstflächen der Südwest-Kuppelleitung ausgeführt. Generell ist das ÖSM ein sinnvoller Ansatz für ihn: „Überall werden in Deutschland Flächen versiegelt. Da ist es wichtig, das Möglichste zu tun, um viel Wald zu erhalten. Wald zu bewahren ist aus ökologischer Sicht per se gut.“ Allerdings warnt Peschel auch vor übertriebenen Hoffnungen, etwa für Tiere und Insekten. „Man sollte die Wirkung auch nicht verklären. Bestimmt wird es viele kleine Verbesserungen für einzelne Individuen, etwa Vögel oder Fledermäuse, geben. Aber ich gehe nicht davon aus, dass dort nun plötzlich überall neue Käferarten auftauchen.“

Peschel hat mit seinen Leuten das Ökologische Schneisenmanagement auf den meisten Forstflächen der Südwest-Kuppelleitung ausgeführt.

Stefan Peschel.

Stefan Peschel
leitet den Maschinenstützpunkt
der Forstverwaltung in Gehren.

Stefan Peschel
Gehren

Seit zweieinhalb Jahren leitet Stefen Peschel den Maschinenbetrieb der Forstverwaltung in Gehren. Der Stützpunkt mit seinen 56 Forstfachleuten ist auf die Holzernte mit Harvestern und Forwardern spezialisiert.

Neben Peschels Betrieb in der Landgemeinde im Ilm-Kreis gibt es noch einen zweiten in Hohenebra. Beide gemeinsam stellen jährlich 165.000 Festmeter Holz bereit. Fünfeinhalb Tausend beladene Lastwagen! Beide Maschinenbetriebe sind zudem für das Wegenetz im Thüringer Landeswald zuständig. Jahr für Jahr bauen die Forstleute zwischen 50 bis 100 Kilometer Wege aus. Die vollständige Pflege der bereits vorhandenen 4.500 Kilometer Hauptwege folgt zudem in einem Drei-Jahres-Turnus. Arbeiten im Turnus sind für Stefen Peschel Alltag. Damit kennt er sich bestens aus. Genau darum wird es in Zukunft auch beim Ökologischen Schneisenmanagement gehen, ist sich Peschel ziemlich sicher. Wie wird ein vernünftiger Turnus gefunden, wie werden die Schneisen tatsächlich bewirtschaftet. „Da gehört gute und vor allem langfristige Planung dazu“, sagt der 39-Jährige aus Erfahrung.

Zusammen mit seinen Leuten hat Peschel im Wesentlichen die Arbeiten für die ökologisch gestaltete Schneise für den dritten Abschnitt der Südwest-Kuppelleitung ausgeführt. Dabei ist er für einige Akteure bei 50Hertz des Lobes voll. „Die Kollegen haben sich richtig reingekniet, versucht alles für die Natur und gleichzeitig der Einhaltung der Sicherheit herauszuholen“, erzählt Peschel, der wie die meisten seiner Forstingenieurskollegen im heimischen Schwarzburg studiert hat. Er wünsche sich sehr, so Peschel, dass dieses Engagement auch so in den kommenden Jahren aufgebracht wird.

Aus Peschels Sicht ist Ökologisches Schneisenmanagement ein wirklich guter Ansatz, den Eingriff in die Natur beim Leitungsbau zu minimieren. Bienen, Amphibien und viele andere Tiere und Pflanzen werden am Ende die Gewinner sein. Die Artenvielfalt zu erhöhen sei im Übrigen natürlich eine Aufgabe, der sich der Thüringer Forst stellt. Für Peschel gehören zum ökologischen Schneisenmanagement möglichst hohe Masten. „Wahrscheinlich mache ich mich unbeliebt mit der Bemerkung. Ich wünsche mir in Waldgebieten möglichst hohe Masten. Je höher die Masten, desto weniger Eingriff in den Wald ist nötig“, sagt Peschel.

Generell ist das ÖSM ein sinnvoller Ansatz für ihn: „Überall werden in Deutschland Flächen versiegelt. Da ist es wichtig, das Möglichste zu tun, um viel Wald zu erhalten. Wald zu bewahren ist aus ökologischer Sicht per se gut.“ Allerdings warnt Peschel auch vor übertriebenen Hoffnungen, etwa für Tiere und Insekten. „Man sollte die Wirkung auch nicht verklären. Bestimmt wird es viele kleine Verbesserungen für einzelne Individuen, etwa Vögel oder Fledermäuse, geben. Aber ich gehe nicht davon aus, dass dort nun plötzlich überall neue Käferarten auftauchen.“

Ein 50Hertz-Mitarbeiter.
Was ist das für ein schicker, grüner Teppich?
Stefan Peschel.

Stefan Peschel
leitet den Maschinenstützpunkt
der Forstverwaltung in Gehren.

Stefan Peschel
Gehren

Seit zweieinhalb Jahren leitet Stefen Peschel den Maschinenbetrieb der Forstverwaltung in Gehren. Der Stützpunkt mit seinen 56 Forstfachleuten ist auf die Holzernte mit Harvestern und Forwardern spezialisiert.

Neben Peschels Betrieb in der Landgemeinde im Ilm-Kreis gibt es noch einen zweiten in Hohenebra. Beide gemeinsam stellen jährlich 165.000 Festmeter Holz bereit. Fünfeinhalb Tausend beladene Lastwagen! Beide Maschinenbetriebe sind zudem für das Wegenetz im Thüringer Landeswald zuständig. Jahr für Jahr bauen die Forstleute zwischen 50 bis 100 Kilometer Wege aus. Die vollständige Pflege der bereits vorhandenen 4.500 Kilometer Hauptwege folgt zudem in einem Drei-Jahres-Turnus. Arbeiten im Turnus sind für Stefen Peschel Alltag. Damit kennt er sich bestens aus. Genau darum wird es in Zukunft auch beim Ökologischen Schneisenmanagement gehen, ist sich Peschel ziemlich sicher. Wie wird ein vernünftiger Turnus gefunden, wie werden die Schneisen tatsächlich bewirtschaftet. „Da gehört gute und vor allem langfristige Planung dazu“, sagt der 39-Jährige aus Erfahrung.

Zusammen mit seinen Leuten hat Peschel im Wesentlichen die Arbeiten für die ökologisch gestaltete Schneise für den dritten Abschnitt der Südwest-Kuppelleitung ausgeführt. Dabei ist er für einige Akteure bei 50Hertz des Lobes voll. „Die Kollegen haben sich richtig reingekniet, versucht alles für die Natur und gleichzeitig der Einhaltung der Sicherheit herauszuholen“, erzählt Peschel, der wie die meisten seiner Forstingenieurskollegen im heimischen Schwarzburg studiert hat. Er wünsche sich sehr, so Peschel, dass dieses Engagement auch so in den kommenden Jahren aufgebracht wird.

Aus Peschels Sicht ist Ökologisches Schneisenmanagement ein wirklich guter Ansatz, den Eingriff in die Natur beim Leitungsbau zu minimieren. Bienen, Amphibien und viele andere Tiere und Pflanzen werden am Ende die Gewinner sein. Die Artenvielfalt zu erhöhen sei im Übrigen natürlich eine Aufgabe, der sich der Thüringer Forst stellt. Für Peschel gehören zum ökologischen Schneisenmanagement möglichst hohe Masten. „Wahrscheinlich mache ich mich unbeliebt mit der Bemerkung. Ich wünsche mir in Waldgebieten möglichst hohe Masten. Je höher die Masten, desto weniger Eingriff in den Wald ist nötig“, sagt Peschel.

Naturschützer und Praktiker schauen genau hin

Die Fachhochschule Erfurt hat 2010 das ÖSM im Rahmen einer EU-Studie erforscht und einen ersten Mehrwert für Flora und Fauna bestätigt. Als kritischer Begleiter des Stromtrassenbaus sagt Eric Neuling vom Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Die Unumgänglichkeit einer Schneise unterstellend ist ÖSM natürlich sinnvoll. Wenn der Waldverlust selbst kompensiert wurde, erhöht es sicher die Artenvielfalt.“

„Die Unumgänglichkeit einer Schneise unterstellend ist ÖSM natürlich sinnvoll. Es erhöht die Artenvielfalt.“

Er wünsche sich aber für die Zukunft ein Monitoring der Maßnahme. Auf zukünftige Erkenntnisse ist auch Dr. Helmut Annen gespannt. Der Forstdirektor in der Thüringer Forstverwaltung ist immer dafür, so viel Wald wie möglich zu erhalten. Wo das nicht möglich ist, sieht er im ÖSM eine sinnvolle Alternative, die sich aber erst beweisen müsse. „Ich bin sehr gespannt, ob sich in fünf, sechs Jahren ein neues Standortmosaik ergeben hat. Erst dann kann ich sagen, ob es wirklich ein ökologisches Schneisenmanagement wird.“

Eric Neuling.

Eric Neuling
NABU, Berlin

Eric Neuling
NABU

Die Natur interessiert ihn seit Kindheit an. Und so sei ihm die Wahl seiner Studienrichtung auch nicht schwer gefallen, erzählt Eric Neuling. Er habe sich an der Hochschule in Eberswalde dem Studiengang Landschaftsnutzung und Naturschutz gewidmet und 2009, wie er sagt, auch den für ihn perfekten Arbeitsplatz in der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) bekommen. Als früherer Referent für Stromnetze und Naturschutz kennt der 34-Jährige das Thema Ökologisches Schneisenmanagement seit Jahren und beobachtet so gut es die Zeit erlaubt, wie sich 50Hertz und anderen Netzbetreiber dem Thema immer mehr nähern. Die ÖSM-Pilotvorhaben von 50Hertz in Thüringen hat sich Neuling selbst angesehen.

Herr Neuling, was halten Sie vom Ökologischen Schneisenmanagement?

Erst einmal muss ich sagen, es wäre natürlich viel besser für die Natur, wenn Gebiete unzerschnitten blieben. ÖSM kann am Ende den Eingriff nicht kompensieren. Die Unumgänglichkeit einer Schneise unterstellend, ist ÖSM natürlich sinnvoll. Es verbessert die ökologische Qualität. Das ist gut und absolut zu begrüßen.

Wie sie sich aber vorstellen können, begleiten wir die Bemühungen sehr kritisch. Die Netzbetreiber, auch 50Hertz, müssen erst noch beweisen, dass ÖSM nicht nur im Sinne der Akzeptanz betrieben wird. Das werden die kommenden Jahre zeigen. Ich hoffe sehr, dass alle Beteiligten vordringlich das Ökologische im Sinn haben.

Was könnte aus Ihrer Sicht noch besser gemacht werden?

Für Antworten auf diese Frage ist es eigentlich noch zu früh. 50Hertz hat Schneisen als Pilotvorhaben ökologisch gestaltet, gerade werden entsprechende Pläne entlang der Südwest-Kuppelleitung in Thüringen in die Tat umgesetzt. Es wird sehr spannend, welche Erfolge sich durch das Ökologische Schneisenmanagement einstellen werden. Dann wird auch darüber zu reden sein, was es vielleicht noch besser zu machen gilt. Jetzt gilt es Erfahrungen zu sammeln.

Was wünschen Sie sich für das Ökologische Schneisenmanagement?

Natürlich wünschen wir uns zuerst, dass Unternehmen wie 50Hertz das Thema weiter konsequent verfolgen und bei der Umsetzung immer besser werden, sich alle Mitarbeiter mit den Zielen des ÖSM identifizieren. Und natürlich wünschen wir uns auf gestalteten Flächen ein Monitoring. Wir wünschen uns Informationen und hoffen natürlich, dass das Ökologische Schneisenmanagement die Zukunft für alle Leitungstrassen ist. Insofern wünschen wir allen Beteiligten viel Erfolg.

Dr. Helmut Annen.

Dr. Helmut Annen
Forstdirektor in der
Thüringer Forstverwaltung

Dr. Helmut Annen
Erfurt

In seinen Prioritäten zum Freileitungsbau durch Waldgebiete ist Dr. Helmut Annen ganz klar. Die beste Lösung für ihn sei natürlich den Wald zu erhalten. Die Zweitbeste, den Wald zu überspannen und erst an dritter Stelle kommt für den Forstdirektor die ökologische Bewirtschaftung von Schneisen oder aber auch das Anbauen von Kulturen wie Weihnachtsbäumen.

Dr. Annen ist Forstmann durch und durch, hat seine Doktorarbeit über Douglasien geschrieben. In seinem eher nüchternen Büro in Erfurt fallen die aus dem Urlaub mitgebrachten vergleichsweise riesigen Zapfen nordamerikanischer Kiefern ebenso wie die aus verschiedenen Holzarten gefertigte Thüringen-Karte an der Wand ins Auge.

Ein Drittel des Freistaats ist mit Wald bedeckt − das sind 550.000 Hektar. Seit 20 Jahren arbeitet Dr. Annen in der Thüringer Forstverwaltung. Er kennt sich in den Wäldern bestens aus und begleitet faktisch von Anbeginn an das Thema Ökologisches Schneisenmanagement. War es für den zweiten Bauabschnitt der Südwest-Kuppelleitung noch freiwillig, wurde es für den dritten und letzten Abschnitt der so genannten Thüringer Strombrücke von Altenfeld bis an die bayrische Grenze im Planfeststellungsbeschluss zur Auflage erhoben.

Dr. Annen ist in die Details bestens eingeweiht. Er hat die Stellungnahme der Forstverwaltung erarbeitet und bei ihm im Büro stehen die 50Hertz-Ordner mit der Planung für den dritten Abschnitt.

Dr. Dirk Manthey.

Dr. Dirk Manthey
Öffentlichkeitsbeteiligung,
50Hertz

Dr. Dirk Manthey
50Hertz

Als ich im Januar 2012 zum Projektteam von 50Hertz dazu stieß, war der erste Leitungsabschnitt zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen bereits in Betrieb und für den zweiten Abschnitt lag der Planfeststellungsbeschluss praktisch auf dem Tisch. Und die Stimmung war im Keller – auf allen Seiten. Sehr viele Menschen machten sich Sorgen um ihren Thüringer Wald. War das nach Autobahn und ICE auch noch alles notwendig? In welchem Ausmaß würde in die Waldlandschaft eingegriffen werden? Man traf sich also vor dem Bundesverwaltungsgericht. Eine schwierige Situation, denn ein solches Projekt ist ohne gegenseitigen Respekt und Vertrauen kaum zu einem guten Ende zu bringen. Rückblickend waren es die vielen persönlichen Begegnungen, die dazu beigetragen haben, dass Vertrauen wachsen und Respekt für die Meinung des Gegenübers entstehen konnte. Das gilt für das planungsbedingte Gespräch mit den Behörden genauso wie für die Veranstaltungen für Anlieger und Bürger. Über den Protest in Thüringen ist später viel nachgefragt und geforscht worden, weil Bürgerinnen und Bürger mehr mitsprechen wollen und sollen. Meine Sicht heute: Es war höchste Zeit, dass wir den Anliegen der Menschen mehr Raum gegeben haben. Und wir konnten darauf aufbauen, dass uns in der Region trotz allen Ärgers nie die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Dafür bin ich persönlich sehr dankbar. So blieben Austausch, Verstehen und Ausgleich möglich.

Eine Schneise im Wald und ein Strommast.
  • Brombeeren siedeln sich gerne auf freigemachten Trassen, in sonnigen Bereichen an. Sie sind ein leckeres Angebot für Wanderer, die vorbei kommen und sie bieten Schutz für Bodenbrüter. Sie sind natürlich auch Naschwerk für vorkommendes Wild.
  • Wenn Licht auf den Boden fällt, können sich Pflanzen ansiedeln, die dieses für ihr Wachstum benötigen. Ob sich Besenginster, Landreitgras oder Heckenrose ansiedeln, hängt ganz von dem Willen der Natur ab. Davon abhängig ist auch, welche Tiere das neue Biotop interessant finden und sich niederlassen.
  • Beim Beräumen der Trasse werden Reisig und Geäst an einigen Stellen aufgehäuft, um am Boden lebenden Tieren die Möglichkeit eines Unterschlupfs zu geben. Was zunächst als liegen gebliebene Aufräumarbeit wirkt, hat einen wichtigen Zweck.
  • Eine Buchecker hat auf der Trasse Platz gefunden und will ein Baum werden. Sie braucht für eine Höhe von einem Meter ungefähr fünf Jahre Wachstumszeit. Im höheren Alter lässt das Wachstum nach. Erst nach 30 Jahren muss sie beobachtet werden, damit sie nicht zu groß wird, um an die Leiterseile heranzureichen.
  • Sie sind stehen geblieben – nah am Mast und in ausreichendem Abstand zum Mast dürfen Bäume, entsprechend der Vorgaben zur Baumfallkurve, stehen bleiben.

Experiment Ökologie

Auch Netzbetreiber 50Hertz hat mit dem Ökologischen Schneisenmanagement Neuland betreten. Die nach dem ÖSM angelegten Trassen sehen in vielen Abschnitten schon jetzt deutlich anders aus als ihre kahlgeschlagenen Gegenstücke. Was für Pflanzen, Insekten, Vögel, Kriechtiere werden sich ansiedeln? Welche Auswirkungen hat die Auflockerung und Durchmischung des Baumbestandes? Wie aufwändig und praktikabel ist das Ökologische Schneisenmanagement? Die Antworten auf diese Fragen gibt es noch nicht vollständig, sie können erst „im laufenden Betrieb“ nach und nach geklärt werden. „Außerdem reagiert die Natur manchmal auch anders, als wir es angenommen haben“, sagt Rocco Hauschild, bei 50Hertz der Wegbereiter des Ökologischen Schneisenmanagements. So hat sich gezeigt, dass auf bestimmten Standorten die Entwicklung artenreicher Wiesen und Heiden in Hinblick auf Artenvielfalt, Pflegeaufwand und störungsfreiem Betrieb gegenüber niedrigen Gehölzbeständen sinnvoller ist.

Vielleicht kann das Ökologische Schneisenmanagement dem Thüringer Wald am Ende dennoch eine sinnvolle Facette hinzufügen, die den Eingriff in die Natur mildert.

Neuntöter

Neuntöter
In Abhängigkeit von den Pflanzen, die sich auf der Schneise etablieren, ist der Zuzug von Tieren zu betrachten. Es kann sein, dass sich der Neuntöter wohl fühlt und im Schutz von Dornensträuchern sein Nest baut. Es kann auch sein, dass die Zauneidechse, die Blindschleiche oder die Haselmaus das entstehende Biotop besiedeln – ganz abhängig davon, welche Pflanzen den Weg unter die Leitung finden. Die Pflanzen geben auch vor, welche Insekten sie anlocken. Und damit ebenfalls, welche Tierarten diese Insekten gerne verspeisen.

Blick aus dem Wald auf eine Schneise.
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